Donnerstag, 8. Januar 2015

Groningen - Harlingen - der ländliche Norden der Niederlande

Groningen verließen wir auf Radwegen Richtung Drachten. Da die Radwege in ausgezeichnetem Zustand sind, ist die Fahrt auch entspannt und man die Umgebung genießen. Auch auf den Weg mussten wir nicht achten, dass das Fahrradnaiv führte mich über Kopfhörer akustisch sicher auf dem Weg.
gleich die Sachen zusammenpacken und los gehts
Die Tour von Groningen nach Harlingen ist mir als eine der schönsten Strecken in Erinnerung geblieben. Überall perfekt gepflegte Grundstücke - als Grundstücksbesitzer plagt einen der Neid und immer wieder fragte ich mich: Woher nehmen die Niederländer nur die Zeit? Das was das Auto für viele Deutsche ist, ist offensichtlich der Garten für die Niederländer. Das ist mir sehr sympathisch. 

Auf unserem Weg durchquerten wir viele kleine Dörfer , wo es immer was zu sehen gab.
In den Niederlanden ist auch jeder Quadratzentimeter genutzt. Die Zeit verging wie im Fluge und im Nu erreichten wir nach 98km Harlingen, die alte Hansestadt an der Nordsee.

Sonntag, 4. Januar 2015

Groningen - die Fahrradstadt

Auch wenn ich nicht lange in Groningen blieb, muss ich noch ein paar Worte zu der Stadt verlieren. Wer Groningen besucht, macht einen Blick in die Zukunft. Hier kann man sehen, wie der städtische Raum menschlich und vor allem vom Auto weg, organisiert werden kann. Dem motorisierten Straßenverkehr wurde konsequent Raum weggenommen und - es funktioniert!  Mir fiel auf, dass der in Deutschland üblich Schilderwald aus Verkehrszeichen fehlt. Ich nehme an, dass das daran liegt, dass es wie nur irgend möglich, die  Regel -Rechts vor Links - gilt.
Keine langen Staus - keine verpestete Luft, keine zugeparkten Straßen und Gehwege. Jedermann ist mit dem Fahrrad unterwegs. Dem Fahrrad ist auch der meiste Raum zugeordnet. Autos sind nur relativ selten zu sehen.

Als Radfahrer muss man sich etwas mehr konzentrieren, da so viele Fahrräder unterwegs sind.
Trotzdem:
Ich habe mich als Verkehrsteilnehmer noch nie so wohl und sicher gefühlt!
Fahrradparkhaus am Bahnhof Groningen
Ich würde mir wünschen, dass die Macht der Autolobby in Deutschland gebrochen wird, so dass auch hier eine vernünftige Verkehrspolitik möglich wird.
Städte wie Groningen zeigen wie es geht.

Samstag, 3. Januar 2015

Leer - Groningen - Die Niederlande hautnah

Nach dem Abschied von Leer ging es über Radwege und Nebenstraßen in Richtung niederländische Grenze bei Bad Nieuweschans.
Von der Grenze merkt man nicht wirklich etwas. Plötzlich ist die Straße anders, es tauchen ungewohnte Schilder auf und die niederländischen Autokennzeichen werden häufiger. An dieser Stelle muss ich sagen bin ich Europäer! Es ist einfach genial, dass solche Grenzen eigentlich nur noch Verwaltungsgrenzen sind und sich die friedlich Menschen begegnen und kennenlernen können.
typischer Bauernhof - schon fast schlossartig

breite Radwege in den Niederlanden sind die Regel - ein Paradis  für Radfahrer!

Was sofort auffällt ist die Radverkehrsstruktur! Wie einfach und effizient kann der Straßenverkehr organisiert sein. Deutschland ist um Jahrzehnte zurück. Staus - gibt es nicht. Überall gibt es breite gut ausgebaute Radwege, die man gefahrlos nutzen kann. Allerdings ist die Nutzung auch Pflicht! Eine Pflicht, der an gerne nachkommt.
Etwas anderes, dass mir sofort aufgefallen ist, sind die  liebevoll gepflegten parkartigen Grundstücke. Oft entfalten sie schon barocke Pracht. Wann finden die Niederländer nur Zeit, ihre Gärten in derartig perfektem Zustand zu halten und nebenbei noch arbeiten zu gehen?


Nach dieser kurzen und sehr interessanten Fahrt nach Groningen, quartierten wir uns auf dem örtlichen Campingplatz ein. Nach einem Besuch im Stadtzentrum ging ins Bett, denn am nächsten Tag war das Ziel mit 100 Tageskilometern schon höher gesteckt.






1000km mit dem Fahrrad
Eine Reise durch die Niederlande, Belgien und Luxemburg 

Der Plan für diese Reise reifte innerhalb von 4 Jahren. Nach der letzten Fahrradtour  von Genua nach Marseilles, die ich mit meinem Freund machte, existierte zunächst der Plan eine Fahrt durch das Baltikum zu machen. Nachdem aber die Frau meines Freundes Bedenken wegen der Sicherheit äußerte, wurde der Plan doch noch abgeändert. Dieses Mal sollte es zu Abwechslung eine Fahrt werden, die viel weiter nördlich verlaufen sollte. In den Beneluxstaaten war ich noch nie. Deshalb kam ich auf die Idee, genau dort eine Fahrt zu machen. 

Am 08.09.14 sollte es soweit sein. Die deutsche Bahn sollte uns nach Leer(Ostfriesland) bringen. Dort war der Beginn der Tour. Am Abend vorher telefonierte ich noch mit meinem Freund Stefan. Er sollte dieses Mal die Fahrkarten besorgen. Da ich an einem anderen Bahnhof einsteigen sollte, wollte ich wissen, wie ich an meine Fahrkarte komme. „Fahrkarte? Äh? Meine Fahrkarte habe ich.“ Tja-kleines Missverständnis. Ich kaufte also dann an diesem Abend noch eine Fahrkarte für mich über das Internet und musste einen Zug später nehmen, weil ich das Fahrrad nicht mehr unterbekam. Umsteigen musste ich in Hannover auch noch. Erst in Leer, dem Beginn unserer Tour würde er auf mich warten. 
Ich fahre gern mit dem Zug. Man muss sich nicht auf das Fahren konzentrieren, sondern kann sich mit anderen Sachen beschäftigen, z.B. aus dem Fenster sehen und die Landschaft genießen oder mit anderen Reisenden ins Gespräch kommen. Ein älterer Herr sprach mich im Speisewagen auf mein Shirt vom Rennsteiglauf an. Es wurde ein sehr kurzweiliges Gespräch über alles Mögliche. Irgendwie kommt man immer auf die Politik. Komisch! Es ist immer interessant andere Ansichten zu hören. Kurz vor Hannover trennten wir uns, nachdem wir uns noch alles Gute gewünscht hatten. 
Beim Umsteigen in Hannover hatte ich noch Glück. Eine andere Radreisende, die noch eine Stunde auf ihren Anschlusszug warten musste, half mir mit meinem ganzen Kram in den Zug nach Leer auf dem gegenüberliegenden Gleis zu kommen. Sie war auch mit dem Fahrrad und Gepäck unterwegs und hatte wohl Mitleid, Verständnis oder beides für mich. 
In Leer wartete mein Reisepartner schon auf dem Bahnsteig mit einem Kaffee in der Hand. Der tat richtig gut und ich freute mich über das schöne sommerliche Wetter. 


In Leer werden die Bahnsteige saniert, so dass wir  uns mit dem Gepäck und den Fahrrädern etappenweise Richtung  Ausgang vorarbeiten mussten.
Auf dem Bahnhofsvorplatz baute ich dann noch mein gefaltetes Trike zusammen, das Gepäck rauf und los ging es. Per Navi ging es zur ersten Übernachtung, dem Campingplatz Ems Marina Bingum. Man konnte deutlich sehen: Hier ist die Saison vorbei.
Die Ems!
hinter mir - Fahrradskulptur an der Ems


Ich fand, dass es ein gutes Omen für die Reise ist, wenn es kurz vor dem ersten Campingplatz so ein Denkmal gibt. 
Da ich nachts immer mal raus muss, bauten wir die Zelte gleich in der Nähe des Sanitärgebäudes auf und fuhren dann noch mal in die Stadt. Die Frau, die wir in der Nähe der Rezeption nach einer Möglichkeit zur Nahrung und Flüssigkeitsaufnahme gefragt haben, hätte uns sagen können, dass ein Stückchen weiter eine große Gaststätte im Westenstil offen hat. So wären wir nicht umsonst einmal in Leer umhergefahren. Na ja-stimmt dann ja wohl- Leer!
Hier am Campingplatz gab es jedenfalls noch etwas zu essen und natürlich Bier!
Ab ins Bett - nächste Etappe Groningen! 

Am nächsten Morgen, Waschen, Zeltabbauen und dann hofften wir, dass vorn an der Rezeption jemand ist, bei dem wir uns ehrlich machen können. Hier war aber genauso wie gestern niemand zu finden. Wir fragten jemanden, der so aussah als würde er dorthin gehören. Der konnte uns auch nicht weiterhelfen. Also fuhr wir weiter ohne zu bezahlen. Ich denke, dass der Campingplatz deshalb nicht untergehen wird.

Nächste Etappe - Leer Groningen